Neurobiologie des gerontopsychiatrischen Assessments

Peter Häussermann,
Kiel
R. Perneczky, München


Hintergrund:
Das gerontopsychiatrische Assessment spielt eine wichtige Rolle für die Beurteilung des ak-tuellen Funktionsniveaus älterer Menschen. Kernaspekte umfassen zum einen die Beurteilung der Fähigkeit, komplexe (instrumentelle) Aktivitäten des täglichen Lebens zu bewältigen, zum anderen auch einfache und schnell durchführbare Demenzscreening-Tests. Eine systema-tische Anwendung und Auswertung gerontopsychiatrischer Assessment-Instrumente bei Pati-enten mit Lewy Körper-Erkrankungen sowie die Analyse von neuroanatomischen Korrelaten bei bestehenden Defiziten existieren derzeit nach unserem Wissen nicht.

Methoden:
Es wurden insgesamt 54 Patienten (19 Patienten mit Morbus Parkinson, 14 mit Parkinson-assoziierter Demenz und 21 mit Lewy-Körper-Demenz) einem ausführlichen gerontopsychi-atrischen Assessment unterworfen. Daneben erhielten alle Patienten eine strukturelle (zerebra-le Kernspintomographie) und funktionelle Bildgebung (18F-Fluorodesoxyglukose Positronen-Emissions-Tomographie, 18F-FDG-PET) des Gehirns. Die Zahl der Ausbildungsjahre wurde zur Schätzung der kognitiven Reservekapazität erfasst. Die statistische voxel-basierte Analyse der PET-Daten erfolgte standardisiert unter MATLAB mit dem Programm SPM

Ergebnisse:
Alltagsbewältigung: Hier fanden wir eine Verminderung des zerebralen Glukoseverbrauchs in weiten Arealen präfrontal, temporo-parietal und okzipital. Diese Bereiche sind bekannterma-ßen durch neuropathologische Veränderungen bei allen drei Erkrankungen betroffen. Bei Pa-tienten mit hoher geschätzter kognitiver Reserve war der Zusammenhang zwischen metaboli-schem Defizit und Alltagsbeeinträchtigung schwächer als bei Patienten mit niedriger Reserve. Außerdem hatten Patienten mit hoher Reserve bei gleichem Grad der Alltagsbeeinträchtigung stärker ausgeprägte metabolische Defizite.
Uhrentest: Hier fanden sich Areale des posterior-temporoparietalen Kortex sowie des dorsa-len prämotorischen Kortex, die signifikant mit dem Testergebnis korrelierten.

Diskussion:
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die hier vorgestellten Arbeiten zum gerontopsy-chiatrischen Assessment belegen, dass üblicherweise bei Patienten mit Lewy-Körper Erkran-kungen verwendete Beurteilungsinstrumente tatsächlich mit Einschränkungen der synapti-schen Aktivität assoziiert sind. Außerdem zeigen die Studien, dass eine hohe kognitive Reser-vekapazität nicht nur hilft die normale kognitive Leistungsfähigkeit länger aufrecht zu erhal-ten, sondern auch den Alltag länger in üblicher Weise zu bewältigen.

 

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