Charakteristika und Wirksamkeit einer gerontopsychosomatischen Rehabilitation

Sabine Geyer,
Klinikum Staffelstein, Schön Kliniken, Bad Staffelstein
Susanne Daiber, Klinikum Staffelstein, Geriatrische Klinik, Bad Staffelstein, Elisabeth Rauh, Klinikum Staffelstein, Psychosomatische Klinik, Bad Staffelstein


1. Zielsetzung/Fragestellung
Aufgrund des demographischen Wandels ist eine stetige Zunahme von älteren Patienten, bei denen neben geriatrischen Syndromen auch psychosomatische Krankheitsbilder bestehen zu verzeichnen. Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, wurde im Klinikum Staffelstein im Jahr 2008 im Rahmen eines Pilotprojektes eine Spezialabteilung Gerontopsychosomatik eingerichtet, in der Pat. ab dem 65. Lebensjahr mit psychischen und psychosomatischen Erkrankungen nach einem integrativen verhaltensmedizinischen Ansatz behandelt werden. Zudem ist aufgrund der Multimorbidität im Alter eine intensive organmedizinische Behandlung basierend auf geriatrischer Fachkompetenz entscheidend.
Ziele des Pilotprojektes Gerontopsychosomatik waren, durch die Nutzung der bestehenden Synergien innerhalb des Klinikum Staffelstein, eine optimale Behandlung von älteren Patienten in der Dritten Lebensphase mit psychischen/psychosomatischen Erkrankungen in einem altershomogenen Therapiekonzept zu ermöglichen und eine Evaluation der gerontopsychosomatischen Behandlung durchzuführen.

2. Materialien/Methoden
Die Datenerhebung erfolgte in einem Prä-Post-Design mit einer Katamnese von 6 Monaten. Es wurden neben sozioökonomischen Variablen verschiedene Dimensionen der allgemeinen Psychopathologie und das Ausmaß der Depressivität mit standardisierten Syndromskalen (z.B. BDI) erhoben. Zur Charakterisierung des gerontopsychosomatischen Pat. wurde zudem standardmäßig ein Geriatrisches Assessment (MMSE, GDS) durchgeführt. Die Stichprobe umfasst N = 28 Patienten mit einer durchschnittlichen Behandlungsdauer von 5 Wochen.

3. Ergebnisse
83 % der behandelten Patienten (Durchschnittsalter: 72,6 Jahre) waren weiblich, durchschnittlich lagen 6 organmedizinische Erkrankungen pro Patient vor. Die Auswertung der psychischen Hauptdiagnose ergab, dass bei 71 % (N=20) der Patienten eine affektive Störung diagnostiziert wurde. Als häufigste Belastungsfaktoren konnten der Tod bzw. die Pflege eines Angehörigen (N=20) eruiert werden.
Hinsichtlich der störungsspezifischen Werte konnte eine deutliche Reduktion der Depressionssymptomatik (BDI) zum Zeitpunkt der Entlassung mit einer Effektstärke von d=1,06 erzielt werden. Die Daten für die Katamnese werden bis Ende Mai 2009 erhoben.

4. Zusammenfassung/Schlussfolgerung
Die Ergebnisse belegen eine sehr gute Wirksamkeit der gerontopsychosomatischen Behandlung. Das erreichte Qualitätsniveau stellt somit eine solide Basis dar, die aber Ausgangspunkt für weitere innovative Ergänzungen der stationären gerontopsychosomatischen Behandlung sein muss. Vor dem Hintergrund des erschwerten Zugangs älterer Menschen zu psychotherapeutischen Angeboten leistet die Spezialabteilung Gerontopsychosomatik des Klinikum Staffelstein einen erheblichen Beitrag zu einem wichtigen, aber häufig in seiner Bedeutung für die Lebensqualität der Älteren unterschätzten Bereich.

 

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