Die Sicht des Arbeitskreises Gerontopsychiatrie der Bundesdirektorenkonferenz

Manfred Koller,
Asklepios Fachklinikum Göttingen


Gerontopsychiatrische Behandlungseinheiten in den in der Arbeitsgruppe Gerontopsychiatrie vertretenen Kliniken weisen z. T. deutliche Unterschiede in der dort behandelten Patientenstruktur auf. Insbesondere Gerontopsychiatrien, die in der Nähe zu somatischen Krankenhäusern liegen, weisen einen zunehmend größeren Teil von multimorbiden und auch somatisch mitzubehandelnden Patienten im Sinne einer Geriatrisierung der Gerontopsychiatrie auf. Eine Berliner Untersuchung aus mehreren Kliniken (Wetterling et al. 2008) zeigte einen durchschnittlichen Anteil von ca. 2,9 behandlungsrelevanten somatischen Begleitdiagnosen in der Gerontopsychiatrie. In einer Station der Asklepios-Fachklinik Göttingen hatte ca. 1/6 der Patienten 6 bis 7 behandlungsrelevante Begleitdiagnosen aufzuweisen. Die Demographische Entwicklung, aber auch die Einführung der DRGs in der somatischen Medizin mögen dazu beigetragen haben.
Die Psychiatrie- Personalverordnung (PsychPV) entstand nun zu einer Zeit, als in den gerontopsychiatrischen Bereichen überwiegend ausdiagnostizierte Langzeiterkrankte und Patienten mit hohem pflegerischem Betreuungsbedarf behandelt wurden. Das wird auch durch die in der PsychPV zu Grunde gelegten durchschnittlichen Verweildauern von 45 Tagen für die Kategorie G1, von 21 Tagen für die Kategorie G2 und gar 140 Tagen für die Kategorie G6 abgebildet. Heute sind im Durchschnitt Gesamtverweildauern um die drei Wochen üblich. Die erforderlichen Aufwände für die dort tätigen Ärzte werden nicht mehr adäquat abgebildet, zum einen wegen der kürzeren Verweildauern, zum anderen wegen des erheblichen Anteil auch an somatischer Diagnostik und Therapie, die dort zu leisten sind. Bei den G2-Fällen ist nicht länger zu akzeptieren, dass hier Psychologen gar nicht zu Einsatz kommen sollten. Eine Umfrage an 28 Kliniken des Arbeitskreises aus dem Herbst 2007 zeigte, dass durchschnittlich von einer Arzt- bzw. Psychologenvollstelle 9,5 Betten zu versorgen waren, wobei es zwischen den einzelnen Kliniken Unterschiede von 6,4 bis zu 12,4 Betten pro Arzt gab. Es wird bei der Relativgewichtung der gerontopsychiatrischen Behandlungskategorien darauf ankommen, die in der bisherigen PsychPV festgelegten zu niedrigen Aufwände für Ärzte und Psychologen in der Gerontopsychiatrie nicht fortzuschreiben, sondern den tatsächlichen Gegebenheiten angemessen zu adaptieren.

 

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