Multimodales Imaging des Hippocampus bei früher Alzheimer Demenz

Igor Yakushev,
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg Universität Mainz
Ingrid Schermuly, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin Mainz
Markus Lorscheider, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin Mainz
Hans-Georg Buchholz, Klinik für Nuklearmedizin, Universitätsmedizin Mainz
Juliane Albrecht, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin Mainz
Alexander Hammers, Division of Neurosciences and Mental Health, MRC Clinical Sciences Centre, Imperial College, London, UK
Mathias Schreckenberger, Klinik für Nuklearmedizin, Universitätsmedizin Mainz
Alex Gerhard, Wolfson Molecular Imaging Centre, The University of Manchester, Manchester, UK
Andreas Fellgiebel, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin Mainz


1. Zielsetzung/Fragestellung
Strukturelle sowie funktionelle Auffälligkeiten des Hippocampus konnten im Frühstadium der Alzheimer Demenz (AD) mittels verschiedener Bildgebungsverfahren konsistent nachgewiesen werden. Funktionelle Magnetresonanztomographie (MRT) Studien sowie neuroanatomische Untersuchungen legen eine funktionelle Einteilung des Hippocampus entlang der longitudinalen Achse nahe, in welcher dem Hippocampus-Kopf eine entscheidende Rolle bezüglich der Gedächtnisbildung zukommt. Ziel der vorliegenden Studie war es daher, unter Berücksichtigung der einzelnen Hippocampus-Regionen den Zusammenhang zwischen verschiedenen strukturellen und funktionellen Bildgebungsmarkern der hippocampalen Integrität und Gedächtnisleistungen in früher AD zu erfassen.

2. Materialien/Methoden
20 Patienten mit früher AD (MMST 24.5 ± 2.9; M ± SD) wurden mit Hilfe von struktureller MRT, Diffusions-Tensor-Bildgebung (DTI) und Positronen-Emissions-Tomographie (PET) untersucht. Neben globalen und regionalen Hippocampusvolumina und Diffusivität wurde der Glukosemetabolismus quantifiziert. Die Patientengruppe setzte sich aus 11 Patienten mit früher AD und 9 Patienten mit Mild Cognitive Impairment (MCI) vom amnestischen Typ, welche einen „AD-typischen“ FDG-Befund aufwiesen, zusammen. Es konnte wiederholt gezeigt werden, dass diese Patienten innerhalb von 1-2 Jahren in eine AD konvertieren (1,2). Regions-of-Interest (ROI) wurden manuell bilateral in den Kopf (HK) und Schwanz (HS) sowie den gesamten Hippocampus platziert. Daneben wurde eine Partialvolumenkorrektur der PET-Daten unter Berücksichtigung von Spill-in und -out Effekten durchgeführt. Korrelationen zwischen den ROI-Messwerten der einzelnen Bildgebungsmodalitäten sowie zwischen ROI-Messwerten und Gedächtnisleistung wurden durchgeführt. Abschließend wurden stufenweise Regressionsanalysen für Gedächtnisleistungen als abhängige Variable und für ROI-Messwerte als unabhängige Variable berechnet.

3. Ergebnisse
In der Gesamtgruppe zeigte sich eine signifikante Korrelation zwischen verzögertem verbalen Abruf und Mittlerer Diffusivität (MD) des linken HK (r = -.64, p = 0.003) sowie dem Volumen des linken HS (r = -0.61, p = 0.006). Für die Subgruppe der MCI Patienten erreichte hingegen keine Korrelation statistische Signifikanz. In der Regressionsanalyse zeigte sich, dass die MD-Werte des linken HK den einzigen Prädiktor für Gedächtnisleistungen darstellten und insgesamt 30.6% der Varianz erklären konnten (p = 0.007). Der Glukosemetabolismus korrelierte signifikant mit MD-Werten des linken HK (r = -0.48, p = 0.038). Nach Beschränkung der Auswertung auf Patienten mit MCI zeigte sich diese Korrelation hoch signifikant (r = -0.90, p = 0.003).

4. Zusammenfassung/Schlussfolgerung
Das Hauptergebnis der vorliegenden Untersuchung ist die inverse Korrelation zwischen verbaler Gedächtnisleistung und Diffusivität des linken HK. Obwohl die Gedächtnisleistung ebenfalls mit dem Volumen des linken HS assoziiert war, zeigte sich unter den drei angewendeten Bildgebungsmodalitäten ausschließlich die Diffusivität des linken HK als Prädiktor der verbalen Gedächtnisdefizite in früher AD. Die Korrelation zwischen linker HK Diffusivität und Glukosemetabolismus, welche verstärkt in der Subgruppe der MCI Patienten detektiert werden konnte, weist auf eine enge Verbindung zwischen DTI und PET Messungen als Frühmarker unspezifischen Gewebeschadens hin. Der fehlende Zusammenhang zwischen hippocampalem Metabolismus und Gedächtnisleistungen ist überraschend, jedoch konsistent mit einer kürzlich publizierten Studie (3).

5. Literatur
1) Chételat et al., 2003. Neurology 60:1374-7.
2) Mosconi et al., 2004. Neurology 63:2332-40.
3) Walhovd et al., in Druck. Neuroimage.

 

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